Bikepacking: Die „Radrunde Allgäu“

Das Allgäu hat vieles im Angebot: Berge, Seen, Wälder, Kultur, kleine Dörfer, romantische Städtchen, regionale Gastronomie und viele kleine Wege. Also eigentlich ideal für Radfahrer, oder? Genau, das dachte sich auch vor einiger Zeit irgendjemand im Tourismus-Bereich und die Ausarbeitung der Radwege im Allgäu begann. Nun gibt es eine Vielzahl an asphaltierten, wunderbar ausgeschilderten Radwegen, die quer durch das schöne Allgäu führen. Also haben Franzi und ich uns 4 Tage Zeit genommen einfach mal durch das Allgäu zu radeln. Mit Gastbesuch von meinem Freund.

Die Radrunde Allgäu – Berge, Wege, Sonne

Die bekannteste und „größte“ Radtour ist die Radrunde Allgäu. Mit mehreren Möglichkeiten die Tour zu fahren bietet sie dem Radfahrer, ergo uns, das ganze Allgäu auf einem silbernen Tablet. Man kann sie ganz variabel anpassen, abkürzen, „mitten durch“ fahren oder irgendwo in den Zug steigen und wieder heim fahren.

Wir haben die Radrunde Allgäu als Rundtour angelegt: von Buchloe über Füssen, weiter durchs Tannheimer Tal nach Immenstadt, Isny im Allgäu, Leutkirch im Allgäu und über Bad Wörishofen zurück. Einmal drum herum, kleine Wege, kleine Straßen, ein paar Höhenmeter und viel Ruhe vorm Verkehr. Sehr viel Ruhe – manchmal sogar Abschnitte auf kleinen Straßen, auf denen uns kein Auto entgegen kam. Und viele kleine Anstiege – hoch und runter und hoch und runter. Das ist das einzig herausfordernde im Allgäu. Keine 5% sondern wenn schon, dann gleich im zweistelligen Bereich. Das sind die „Stiche“. Also wenn euch jemand sagt „Ach, des is gleich um die Ecke, da liegt nur ein Stich dazwischen“ dann sollten die Alarmglocken angehen!

4 Tage, 378km, 3.750 Höhenmeter

Unsere Runde war ein Traum, denn wir hatten das beste Wetter ausgewählt. Strahlender Sonnenschein, wir mussten wenig packen und züchteten schon zu Ostern unsere Tanlines, als wäre es bereits Sommer. Wir fuhren jeden Tag um die 90km und schafften zwischen 700 und 1000 Höhenmetern pro Tag. Klingt wenig? Ist es nicht, denn wir hatten erstens Gepäck dabei – das Rad ist also schwerer – und die Anstiege waren kurz und steil. Das strengt tatsächlich auf Dauer etwas an, aber da wir ja kein Rennen fuhren und die Zeit geniessen wollten, war uns das Tempo schnurzpiepegal.

Entsprechend setzten wir uns jeden Tag Mittags zusammen, überprüften wo wir waren, wie weit wir noch fahren wollten und klärten das mit der Unterkunft. Denn wir buchten immer spontan ein Zimmer in Pensionen, schliefen also nicht im Zelt. Dafür wäre es auch noch zu frisch gewesen. Jedoch überlegten wir auch, ob wir die Route abkürzen sollten, die wir erstellt hatten. Und zweimal kürzten wir tatsächlich ab und minimierten so die Strecke um zwei „Schlenkerer“, was perfekt in unser Konzept passte. So hatten wir Zeit zum Radeln, Essen, Landschaft und Sonne genießen. Und das Allgäu kann man nur genießen!

Die Ausstattung, das Rad, die Verpflegung

Vorne eine kleine Accessoire-Bag und hinten die mittlere Satteltasche von Ortlieb. Et voila! Mehr brauchte ich nicht, denn ich hatte nur ein Set Klamotten dabei, eine kurze Hose, ein Pulli, ein Tshirt, ein paar Schlappen und ein Kosmetiktäschen mit Rei, Zahnbürste und -pasta, Bürste, Shampoo, Duschgel, Sonnencreme und Chamoiscreme.

Das Cannondale Synapse war ideal dafür – es hatte ja meinen Lieblingssattel und war daher sehr bequem. Dennoch musste ich mich erst einfahren, am ersten Tag konnte ich bei der ersten Pause erst einmal Nackenwirbel einrenken, so ungewohnt war die Position auf dem Rad. Aber dann bis zum Ende des vierten Tages war es perfekt. Nächstes Mal wechsel ich jedoch die Pedale wieder auf SPD, damit macht es viel mehr Sinn beim Gehen und mir tun die Füße in den ollen Rennradschuhen weniger weh.

Interessant war natürlich die Frage: Was esse ich? Kein Zucker, keine Kohlenhydrate, keine Stärke – was bleibt also? Ich hatte vegane Proteinriegel dabei, Jerky Beef aus Augsburg (Suchtgefahr!), kaufte Obst (Bananen, Äpfel, Melone) und naschte viele Nüsse. Von Franzi stibietzte ich Datteln und meine Notfall-Riegel von Rawbite (Beschte!) hatte ich natürlich auch dabei.

Außerdem hatte ich vorgebacken und zum Frühstück gab es jeweils eine dicke Scheibe Bananenbrot! Dann natürlich mittags und abends Fisch, Fleisch, Gemüse und sogar mal Kartoffeln. Die Beine waren oft leer und brannten sehr schnell, aber das ist Gewöhnungssache, denn trainiert bin ich gerade nicht wirklich. Aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht zwischendrin etwas k.o. war. Und dann war da noch so ein fieser Gegenwind… ach lassen wir das. Welche Radtour spürt man denn nicht in den Beinen?

Die Radrunde Allgäu – was bleibt in Erinnerung?

Die Stiche! Denn sie waren nicht nur anstrengend, sondern verzauberten die Radroute in ein verschnörkeltes Auf und Ab, es wurde nie langweilig. Außerdem gefiel mir Isny sehr gut, eine bezaubernde Altstadt, in der ich gerne eine Pause eingelegt hätte, wäre da nicht dank eines Flohmarkts die Hölle los gewesen.

Bezaubernd und einmalig ist die einsame Abgeschiedenheit und das unfassbar große Netz der kleinen Wege und Straßen. Verknüpft mit der Bergsicht, blühenden Wiesen, schattigen Wäldern, einsamen Schlössern und den vielen kleinen Seen – vor allem im Süden – ist man nur am Staunen. Wer die Radrunde Allgäu durchfetzt, der verpasst einiges. Und man sollte zumindest Teile davon mal fahren, denn ob mit Rennrad, Crossrad oder eBike ist das Allgäu ein Besuch wert. Und wie ich es schon beim Bodensee-Königssee-Radweg gemacht hab: Badehose einpacken und im Sommer Badepausen einlegen!

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