Es ist heiß. Wirklich heiß. Marc, mein Freund, hat gerade den Anhänger vom Rad vollgepackt, denn wir möchten und müssen weiterziehen. Und ihm stehen nicht nur Schweißperlen auf der Stirn, die Suppe läuft ihm in die Augen. Obwohl er außer einer Radhose nichts anhat. Meine Satteltaschen sind gepackt und im Gegensatz zu ihm habe ich sogar noch ein Oberteil an, ich muss das Kennenlernen mit der kroatischen Polizei ja nicht herausfordern. Aber nachdem es heiß ist, kein Regen angesagt ist und wir in den Süden fahren, lasse ich meine langärmligen Radtrikots in meiner Ortlieb-Tasche und fahre Kroatien mit Tanktop und Radhose ab.
Denn wir sind in Kroatien unterwegs. Ein paar Tage in die Sonne, ans Meer und die Parenzana entlang war unser Ziel. Da ich sowieso durch Slowenien mit der Ortlieb-Gruppe gefahren bin, war ich bereits unten in Piran. Von da ist es nur ein Katzensprung nach Kroatien rüber. Und dort ist auch die Parenzana – die ehemalige Eisenbahnstrecke die Piran mit Porec verbindet und nicht teils asphaltiert und teils mit losem Schotter ausgestattet ein perfekter Radweg ist.

Der Plan? Brauchen wir nicht!
Wir hatten uns ein paar Tage Zeit genommen, um Kroatien zu erkunden. Mein Freund hatte sein Auto bei Piran geparkt und von dort aus ging es auf der Parenzana entlang. Aber da ja die irgendwann aufhört und wir dennoch weiter wollten, hatte ich eine grobe Route angelegt – und die beinhaltete auch ein bisschen Inselhopping. Denn die kroatischen Inseln sind nicht nur wunderschön, sondern auch mit dem Rad gut erkundbar.
Wo wir schlafen würden war klar: Je nach Wetter, Lage und Kosten würden wir unser Zelt auf einem Campingplatz aufschlagen oder eine Pension nehmen. Wir hatten keine festgelegten oder gebuchten Unterkünfte, also waren wir frei zu tun was wir wollten. Wir wussten nur, wann wir ungefähr wieder zurück sein mussten, damit wir mit dem Auto zurück nach München brausen konnten.
Die Ausstattung: Weniger ist mehr
Mein Freund war mit seinem Cube Mountainbike unterwegs, aus zwei Gründen hatte er sich dafür entschieden: besseres Fahren auf allen Untergründen und er konnte mit dem Rad den Radanhänger problemlos ziehen. Mit Carbon ist es so eine Sache und sollte eher vermieden werden. Daher war das MTB ideal dafür. Dass später dann die Nabe hinten brach und er keinen Freilauf mehr hatte – Fixie – konnte er ja nicht wissen. Das ermöglichte uns allerdings auf Mali Losinj nun alle Radwerkstätten zu kennen. Nun, fast alle.
Ich war wie beim Ortlieb-Slowenien-Trip mit dem Testrad von Bombtrack unterwegs und hatte alles, was ich brauchte in zwei Radtaschen dabei. Leider keinen Ersatzschlauch, denn der war im Ortlieb-Bus gelandet. Aber ein Pannenset kann auch in der brütenden Hitze, umgeben von kreischenden Zikaden Wunder wirken.

Wir hatten ein kleines Zelt ausgeliehen bekommen, Isomatte und Schlafsack dabei. Einen kleinen Kocher mit kleinem Kochgeschirr und dann eben ein paar wenige Klamotten. Messer, Spork, Tasse, Kosmetika und fertig. Der Anhänger wurde dann mehr oder weniger als Essenstransport-Gerät von meiner Seite missbraucht, aber Instant-Kaffeepulver, Milchbrötchen, Obst, Käse und Wurst mussten einfach sein. Und Wasser!
Wir fuhren beide mit Klickpedalen, ich hatte das Garmin 820 und lotste uns den Weg, denn ich hatte grobe Routen angelegt und über Komoot konnte ich auch schnell und einfach Routen erstellen. Im Gegensatz zu meinem Freund hatte ich nämlich Internet – unerlässlich – und Ladekabel dabei. Das machte auch die Suche nach Campingplatz oder Pension leichter.
Tag 1: Auf der Parenzana
Wer von euch kennt sie nicht? Dann los, Rad packen und fahren! Dieser Radweg – die Parenzana – ist so wunderbar, dass ich ihn gerne nochmal fahren möchte! Kaum Autos, verschlängelte Wege durch Wälder, auf Eisenbahnbrücken über kleine Täler, durch dunkle Tunnel durch und den Blick aufs weite Land. Der Radweg ist sehr gut ausgeschildert und teilweise asphaltiert, doch sind die meisten Bereiche, die wirklich schön sind, Schotterwege. Und zwar etwas grober Schotter, daher empfehle ich zum wirklichen Genießen der Strecke breitere Reifen, als sie an normalen Crossern angebracht sind. Oder einfach ein Mountainbike schnappen, denn damit lassen sich die kleinen wilden Wege in Kroatien sehr gut fahren. Die Entscheidung, ob man auf der Straße fetzt oder weg vom Verkehr auf kleineren Straßen und eben auch Schotter unterwegs sein möchte, sollte man vorher fällen.

In den Wäldern zirpen die Vögel und summen die Zikaden. Wir treffen fast niemanden, rauschen in Ruhe über hellen Schotter, genießen die warme, duftende Luft und folgen der verschnörkelten Parenzana. Dadurch entdecken wir kleine Dörfer und kleine Städte, finden unser gemeinsames Tempo, ich singe komische Lieder, er lässt den Anhänger lustig hüpfen. Unsere erste Rast machen wir auf einem offiziellen Radrastplatz, zu dem wir über einsame asphaltierte Landstraßen gelangt sind. Davor hatten wir die Grenze hinter uns gebracht und waren mit viel zu vielen Autos einen Anstieg hochgeklettert. Die Sonnencreme zücken wir recht früh, denn es wird warm und heiß. Nach der ersten Rast wird es ruhiger und wir biegen auf Schotterpfade ab – hier kommen baufällige Eisenbahnbrücken, dunkle, nasse Tunnel und wir sagen der Zivilisation erst mal „Servus“.
Bis zum Abend hin sind wir in den Wäldern oder zwischen einsamen Dörfern unterwegs, nur um dann in einem Dorf nach einer Unterkunft zu suchen. Nichts. Aber es ist ja nicht das erste Mal, dass ich unterwegs bin. Also frage ich beim Wasserkaufen in einem Tante-Emma-Laden, ob sie vielleicht von einer Unterkunft wüsste. Na klar, tönt es in Englisch. „For two?“ fragt sie ruppig. „Yes.“ Antworte ich. Sie zückt das Telefon, ruft an, spricht kurz, nickt und legt wieder auf. „There is a restaurant, they have also rooms. They can take you, you go…“
10 Minuten später stehen wir vor einem Anliegen an der Straße, das Restaurant, Hof und Gästezimmer vereint. Mein Freund blickt auf das „XXL-Schnitzel“-Schild, das an der Einfahrt als Lockschild für Autofahrer hängt. „Na, das kann ja was werden. Den Lokalen darf man da jetzt auch nicht so vertrauen…“ Aber wir parken unsere Räder und gehen ins Restaurant. Nachdem klar ist was wir zahlen, bleiben wir. Irgendwas um die 60,- Euro und das ist super. Also packen wir aus, beziehen das Zimmer, leeren noch kurz unsere Trinkflaschen, duschen und kämpfen uns ins Restaurant. Was uns da wohl erwartet? Aber nach einem Blick auf die Karte wissen wir auch nicht mehr, außer, dass es günstig ist. Wir bestellen also eine Reihe von Gerichten – und sind vollkommen begeistert. Oliven vom Hof gegenüber, geräuchterter Schinken von einem Bekannten, selbstgemachte Trüffelnudeln… wir sind im Himmel. Und zwar so sehr, dass wir auf dem Rückweg diesen so legen, dass wir – ach wie doof – zum Mittagessen hier nochmal vorbeischauen müssen.
Tag 2: Ans Meer, übers Meer, in die Hölle
Der zweite Tag bricht an. Wir packen alles, ich mit Routine, er noch etwas mit Hindernissen. Wo muss was hin, wie ist das am besten. Nach einem Frühstück besprechen wir die Route und entscheiden, dass wir rüber ans Meer düsen, um mit der Fähre nach Cres überzusetzen. Gesagt getan: Wir fetzen tatsächlich die kurzen 60km oder so von VIzinada nach Brestova. Dort war die Fähre gerade abgefahren, also legten wir uns nachdem wir Tickets ergattert hatten auf den warmen Asphalt im Schatten und schliefen eine Runde.
Mit der Fähre kam Cres innerhalb von 30 Minuten näher und dort angekommen befragten wir Komoot, wo wir denn nun hinsollten. Es gab zwei Campingplätze: Einer auf der anderen Seite der Insel und einer in Cres, der Hauptstadt der Insel. Das war doch noch ein Stückchen zu fahren, sodass wir uns für „mal kurz über die Insel auf die andere Seite fahren“ entschieden. Dass Komoot die Route irgendwie komisch darstellte hätte uns schon stutzig machen sollen. Als dann der Weg schnell unfahrbar wurde hätte uns auch sagen sollen, dass wir jetzt vielleicht noch umkehren sollten. Aber man entwickelt so eine Art Sturköpfigkeit. „Ich bin jetzt schon mit dem vollgepackten Rad soweit gewandert, geklettert und hab es sogar getragen, jetzt kehr ich erst recht nicht um.“
Die Zikaden wurder lauter und lauter, bis wir das Gefühl hatten, dass jede Zikade versuchte die andere mit ihrem Gekreische zu übertönen – uns klingelten die Ohren. Die Umgebung war wild und grob, der Weg war vor Äonen mal einer gewesen und die wilden Schafe, die erschrocken davonstoben zeigten uns, dass dieses Gebiet nicht bewohnt, bearbeitet oder bewirtschaftet war. Zwei Menschen, zwei Räder und zwei Garmins, denen wir nun bedingungslos vertrauen mussten. Es zeigte uns eine Route an, die wir jedoch nur ganz ganz grob erahnen konnten. Trampelpfade waren nicht existent, wir verwechselten Mulde mit Weg, umgeknickte Gräser mit Weg und kämpften uns durch Unterholz, über verfallene Mauern und über mit Steinen übersäte Wiesen.

Wir waren genervt, mein Freund brauchte Hilfe beim Schleppen seines Anhängers und seines Rades, währenddessen ich mein extra leicht gepacktes und gebautes Rad über der Schulter schwitzend und keuchend über die steilen Kletterbereiche trug. Ich war genervt, dass er mit seinem blöden Anhänger fahren musste, das ist doch unfassbar unhandlich, und dass ich auch noch absolut selbstverständlich seine Sachen schleppen musste. Dass im Anhänger auch mein Wasser und mein Essen und unser Zelt war – egal. Genervt schleppten wir Anhänger die steilen Felswege hoch sowie sein Rad – Etappe für Etappe. Da mein Freund verbal gerne mit der Axt den Rasen mäht sagte er dann, genervt von meiner kurz angebundenen Art, schwitzend: „Weißt du, ich hab grad das Gefühl, dass ich mich nicht auf dich verlassen kann, hier so.“ Gerne hätte ich ihm den Anhänger um den Kopf geschlagen und ihn dann unter einem Steinhaufen hier verrotten lassen. Ging aber nicht. Erstens weil er das auch gerne mit mir getan hätte und wir uns ja doch irgendwie mögen. Also standen wir dann eine halbe Stunde streitend in der steinernen Pampa, ließen uns von hysterischen Zikaden anbrüllen und untermauerten fleißig unsere Standpunkte, die durch Lärm, Hitze, Anstrengung und Hunger mehr als lächerlich waren. Wie bei vielen Diskussionen endete es dann, dass wir beide die jeweils andere Seite einsahen, zustimmten, dass grad alles Kindergartenkacke war und wir Hunger hatten.

Also kämpften wir uns weiter und fanden dann endlich einen losen, dann festeren und dann einen richtigen Schotterweg, der bis nach Beli ging. Dort angekommen suchten wir den Campingplatz, buchten uns ein, bauten unser Zelt auf und futterten eine Runde Abendessen. Endlich Schlaf, dachten wir. Endlich Party, dachten die wilden Schafe. Und so steppte der Bär ähm die Schafsherde, als wir nachts bei offenem Zelt Schlaf suchten. Also ich suchte, der werte Blondschopf neben mir sabberte glücklich in sein auflbasbares Kissen. Ich lag da und lauschte dem Getrappel, dem Gemähe, dem Gekaue und überlegte wie lang es wohl dauern würde, bis eines der Tiere über unsere Zeltschnüre stolpern würde. Ab und an schlief ich ein, dann wurde wieder geplärrt und ich war wach. Frühmorgens wurden es dann weniger, sodass ich das lauteste und nach „MUTTER!“ schreiende Tier mit seinem heiseren besten Freund noch kurz per Video aufnahm. Was für eine Nacht.
Tag 3: Nach Cres auf Cres
Ein kurzer Tag, denn ich las am Vormittag todmüde im Schatten und der werte Herr befand meine Isomatte also so gut, dass er die auch mal schlafend testen musste. Also etwas verspätet machten wir uns an den 18%-Anstieg, der aus dem Camp herausführte und haxelten auf einer einsamen und kleinen Küstenstraße zur Hauptstraße hoch. Dort fuhren wir dann auf aalglatten Asphalt mit Blick aufs glitzernde, blaue und verführerische Meer nach Cres.

Dann endlich erreichten wir die Hauptstadt. Kurz davor stürmten wir für Wasser, Essen und Obst in den Supermarkt. Mit neuem Proviant buchten wir uns dann im Campingplatz ein, baten Zelt auf und aßen zu Abend. Danach ging es ins Wasser, wobei wir aber auf die vielen Seesterne aufpassen mussten. Das salzige Wasser entspannte und war wunderbar!
Eine Runde Spazieren am Meer, ein Eisbecher und ein kitschiger Sonnenuntergang – und wir waren bereit schlafen zu gehen.

Tag 4+5: Die nächste Insel bitteschön!
Aus Cres heraus, am Hafen vorbei und wieder einmal Höhenmeter sammelnd fuhren wir die Insel ab, um nach Mali Losinj zu kommen. Der Weg dorthin war heiß und die Tatsache, dass wir in den Süden, ergo in die Wärme fuhren, machte es nicht leichter. Aber je schneller man fährt, desto besser ist der Fahrtwind – also gaben wir alles.
Dennoch wurde es einfach so heiß, dass wir im Schatten Pause machten. Wir verschlangen allen Proviant den wir hatten – am begehrtesten war das Obst. In kurzen Radhosen und ohne Tshirt saugten wir die ertragbare Temperatur im Schatten der kleinen Kirche, bei der wir Schutz gesucht hatten, auf. Die einsame Straße führte uns weiter über die Insel – vorbei an Landschaften, die von Steinmauern eingezäumt waren. Einsame Bäume wechselten sich mit Miniaturbaumlandschaften ab. In kleinen Dörfern lockten Restaurants Gäste mit offenen Grills, in denen ganze Schweine brutzelten, an.

Ein „Oh-oh“ von meinem Freund sagte irgendwann an, dass er nun ein Fixie fuhr. Warum? Weil seine Hinterradnabe nicht mehr wollte. Das bedeutete, dass er gefühlt mit 12kmh Berge nun hinunterfuhr, denn er musste entweder mitpedalieren oder ausklicken und quasi alle Viere von sich strecken. Das musste aber repariert werden, wir hatten ja noch etwas Strecke vor uns!
Dann wurde das Land weniger und das Meer war allgegenwärtig. So gegenwärtig, dass es verlockend und verführerisch helltürkis glitzerte, in Blautönen rauschte und wohlige Kühle versprach. Wir hielten an und sprangen ins Wasser, kurz vorher zerrten wir uns noch die Schuhe von den Füßen. Ewig lang schwebten wir im Wasser, ließen uns treiben und lauschten dem Rauschen, dem Plätschern, dem Lachen anderer Gäste. Das salzige Wasser sagte uns ganz klar: Sommer.

In Mali suchten wir uns eine Unterkunft. Ein kleines Zimmer in einem kleinen Haus einer kleinen, älteren Dame. Im verworrenen Altstadtbereich war das Zimmer wirklich goldig, wir konnten duschen und richtig gut schlafen.
Und weil Mali Losinj so entspannt, bildhübsch und sommerlich war, frühstückten wir lange, reparierten sein Rad, fuhren in eine Bucht um dort zu schwimmen und nahmen nach einem Supermarkt-Einkauf die Fähre abends nach Pula.
Dort angekommen wurde uns klar, dass ich kein Licht dabei hatte und wir keine Unterkunft ausbaldowert hatten. Also Handy an, Campingplatz rausgesucht und los geht’s. Dort suchten wir uns einen Platz am Meer, kuschelten uns in die Schlafsäcke und versuchten zu schlafen. Durch die Mückenkavallerie jedoch war das erst möglich, nachdem ich Autan intravenös zu mir genommen und laut kreischend meine Augäpfel damit ausgesprüht hatte. Der Sternenhimmel war nicht von schlechten Eltern muss ich jedoch sagen. Aber vielleicht war’s auch das Autan, das mich Dinge hat sehen lassen, wer weiß.
Tag 6+7: Kaffee am Meer und Sattel unterm Po
Die Schlafsäcke waren feucht, mir war kalt und die Sonne ging gerade auf. Was hilft? Genau: Einmal baden im Meer, das 10 Meter entfernt war, Instant-Kaffee und Restefrühstück. Die Schlafsäcke baumelten im Wind und in der Sonne und trockneten dann doch recht schnell. So konnten wir mit einem Besuch der Waschanlage im Campingplatz früh weiter ziehen, denn der Weg führte uns nach Rovinj – eine wunderschöne Stadt am Meer.

Am Meer entlang führte der Weg uns über Landstraßen, Schotterwegen und wenig Verkehr, sodass wir in flimmernder Hitze Mittags in Rovinj waren. Da musste erst einmal eine Wassermelone und Eis her. Wir entschieden uns einen Tauchplatz als Rastplatz zu verwenden und hüpften fröhlich mit anderen Badegästen dort ins kristallklare Meereswasser. Baden, Schlafen und Essen kochen am Nachmittag. Ein entspannter Tag am Meer.

Mit einer Runde Abendessen und einem Campingplatz sollte auch dieser Tag endlich mal entspannt ausklingen. Pustekuchen. Das Zelt war in der Nähe der Schnellstraße und im Laternenlicht. Dann, in der Nacht, fing der Sturm an. Ich räumte schnell alles rein, schloss das Zelt und dann fing es zu schütten und zu stürmen an – ich dachte wir wehen gleich weg. Als dann das Wasser anfing sich im Zeltinnern zu sammeln, glücklicherweise nur im Fußbereich, weil wir abschüssig lagen, war es vorbei mit entspannten Weiterschlummern. Morgens, nass, kalt und schlecht gelaunt packten wir alles und fuhren ans Meer. Frühstück, Sachen in der Sonne trocknen lassen und Kaffee.
Aber wir wollten weiter. Jetzt hieß es, den Limski Fjord zu umschiffen. Es ging also runter und hoch und runter und hoch – leider auch auf vielen befahrenen Straßen. Aber dieser Fjord gab einem das Gefühl irgendwo anders zu sein, aber nicht in Kroatien. Das Land hat soviele Gesichter und soviel tolle Natur, ich bin ganz begeistert!
Von da ab ging es wie geschnitten Brot. Der Freilauf funktionierte wieder nach der Reparatur, der Weg hatte als Ziel „Auto“ und wir kehrten sogar noch in dem Restaurant ein, in dem wir die erste Nacht verbracht hatten. Die Kellnerin erkannte uns wieder, ich verschlang wieder diesen unfassbar guten geräuchterten Schinken und Käse und wir konnten einen Regenschauer sogar im Trockenen bewundern. Auch wenn es nicht viele Kilometer waren, so merkten wir doch deutlich einen Unterschied zwischen Mali Losinj und Vizinada.
Wir fuhren und hatten irgendwie das Gefühl uns mittlerweile eingegroovt zu haben, da erreichten wir auch schon das Auto. Die Kroatien-Radtour war also vorbei und wir fingen an umzupacken. Für die Fahrt kauften wir uns noch Essen und Getränke und machten uns dann bald auf den Weg zurück. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl doch gerade erst warm geworden zu sein. Wir waren ein Radteam geworden, hatte eine Routine entwickelt und mein Po wollte einen Sattel unter sich haben. Die Freiheit auf’s Rad zu steigen und die Welt zu erkunden. Etwas ganz Wunderbares.
Das war’s! Aber was war’s?
Vollgepackt mit Tanlines, Sommersprossen, der Erkenntnis, dass ich Campingplätze nicht mag und im Zelt mich nicht wohl fühle sowie dem Wissen, dass dieses Bombtrack ein unfassbar tolles Rad ist und ich es nicht abkaufen kann sind wir nach Hause zurück. Was mein Freund mitgenommen hat? Vielleicht dass er eine neue Isomatte braucht? Ich weiß es nicht, aber es ein gemeinsames Radabenteuer, das wir beide haben. Mehr braucht man doch nicht, oder?

Aber war’s das jetzt? Nein. Ich fahre weiter. Leider keine großen Touren, das vielleicht irgendwann, wenn ich Urlaub bekomme. Aber die RadRunde im Allgäu steht an sowie der Sumava Magistrala. Wege, Länder, Strecken, Jahreszeiten, Wälder und viel mehr entdecken. Aber einmal von München nach Sizilien und der Jakobsradweg, das ist mein Traum. Irgendwann dann…
P.S.: Da Gravis so nett war alle Daten des letzten Jahres auf dem iPhone zu löschen „Ups, dachte ich hätte das Ihnen gesagt“, gibt es nicht viele Bilder. Es gab sie, aber nun sind sie hinüber. Ich hoffe die Bilder reichen aus, um ungefähr ein Bild zu malen.
Toller Artikel. Da ich letztes Jahr begeistert bis Grado kam, wird dieses Jahr dieser Parenzana nach Cres fällig.