Wer ein Rennrad hat, hat einen Vorteil: Vieles rückt in greifbare ähm fahrbare Nähe. Also in sportliche Nähe. Hm, eher in sportlich fahrbare Nähe mit Zeit zum Auskosten der schönen Umgebung. Auf jeden Fall kann man mit dem Rennrad auf einmal entfernte schöne Flecken erobern. Wie zum Beispiel den wunderschönen, von Bergen umgebenen Tegernsee.
Die Strecke von München zum Tegernsee und wieder zurück kann recht rapide direkt gefahren werden, was auf gut Deutsch aber stark befahrene Straßen bedeutet und null Bock macht. Aber find da mal die Straßen und Wege und Schlupfgassen, die mit dem Rennrad begehbar sind und Spaß machen. Aber ich hab eine gefunden, die ein toller Rennradler auf gpsies.com online gestellt hat. Und ich bin, ohne nachzudenken, dieser einfach mal gefolgt. Weil sie nämlich auf der Karte so aussah, als würde sie sich fröhlich durch die Gegend schlängeln – das sah spannend aus.

Die Tegernsee-Runde auf Strava
Start ist an der Olympiastraße, dann über den Perlacher Forst in Richtung Schäflarn einmal rüber und dann in Richtung Bad Tölz. Unten über Hausham zum Tegernsee und dann wieder über Holzkirchen-Ecke, Egling über Schäftlarn wieder zurück. Die kleinen tollen Wege müsst ihr allerdings schon selbst abfahren.
Spannend war die Strecke auch. Vor allem, weil sie knappe 130km ausmacht, hin und zurück. Von Umwegen, Ausreißideen und „Och, guck mal, lass uns um den See rum fahren!“ mal abgesehen. Die Strecke ist also eine Wochenendstrecke, allerdings ist man damit so gut mit den Öffis abgesichert, dass auch eine Kurzfassung geht. Während die BOB in Tegernsee problemlos den müden Radler oder den Radler ohne Licht wieder in die Großstadt befördert, kann man auch mit der S-Bahn wieder rein fahren. Aber wer durchhält, der wird belohnt – schon ab Kilometer 50.
Ich hab beispielsweise beim ersten Mal Fahren der Strecke zwischendrin festgestellt, dass ich die letzte Stunde nur noch geflucht habe. Offenbar hatte ich Tage davor Metall getrunken, anders kann ich mir die schweren Beine, die nicht so wollten wie ich, nicht erklären. „Scheiß… kach… Berg… klar… warum… nicht…noch…n…kack…Anstieg…oarggggg Beineeeeee.“ war so ungefähr das, was ich zwischen Sterbekeuchlauten von mir gab. Also ab nach Holzkirchen schleichen und rein in den Zug. S-Bahn. Egal. Trotzdem: tolle 60km. Weil die Landschaft einfach nur sagenhaft schön war. Ein zweites Mal bin ich dann 100km gefahren und bin in Holzkirchen aufgrund von Dunkelheit und kein Licht und so in den Zug. Sicherheit geht vor. (Meine Strecken findet ihr auf Strava – dank Edge)
Deswegen nahm ich auch die komplette Strecke mal in Angriff. Aber von hinten aufgedröselt und mit ein paar mal Verfahren. Aber meisterte die. Mit ebenso strahlenden Wetter, kleinen bayerischen Ortschaften, in der Sonne majestätisch wartenden Bergen, grünen Wiesen, Sonnenlichtflecken, Bussardkreischen, Waldbodenduft und am Ende dann das Glitzern des Tegernsees. Zurück war es mindestens genauso schön, es wurde ruhiger, dämmriger, kühler, aber die Luft war frisch, es roch nach Spätsommerabend und in meinem Blut schwammen Unmengen Endorphine.
Die Strecke bleibt bestehen. Meine Glücksstrecke, weil es mir im Vergleich zu allem anderen in diesem Zeitraum in diesen paar Stunden gut ging. Aber das tut es mir auf dem Rad eigentlich immer. Deswegen mag ich es wohl auch so. Aber je länger ich drauf bin, desto weniger möchte ich runter, weil es sich dann irgendwann natürlich anfühlt (vom Schmerzen hier und da und sonst wo mal abgesehen, aber sonst tun im Leben andere Dinge weh und das sehr viel intensiver). Außerdem auch meine bisher weiteste Strecke und irgendwie mögen mein Canyon und ich uns jetzt umso mehr. Auch wenn es zwischendrin ganz schön hart war – ich sag nur Hügel und Wind. Wie schön, wie unfassbar schön, dass ich mit meinem Rad raus und weg kann! Vor allem zum schönen Tegernsee und zu den Alpen hin. Bitte mehr davon.
Fährst Du mit mir diese Strecke, wenn ich im Sommer an München vorbei komme?
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