Die Waage sagt’s dir. Oder? Die Waage sagt dir nur, dass dein Gewicht mehr, weniger oder konstant ist. Wenn ich Menschen mein Gewicht mitteile, dann höre ich „Aaaah, was! Das sind sicher Muskeln bei dir!“ oder „Also das sieht man dir nicht an!“ oder „Friss halt nicht so viel Specky.“ Letzteres liebevolle Kommentare meiner Brüder. Man mag sich halt.
Wie merkst du aber, ohne eine lästernde Waage, dass du zugenommen hast? Gewichtszunahme ist nicht immer schlecht, oftmals gewünscht und gelegentlich gesünder als Gewichtsabnahme. Muskeln, die Wachsen, haben Gewicht und machen sexy, stark und verletzungsrobust. Aber das „Zunehmen“ umfasst nicht nur Gewicht, sondern auch Masse. Fett. Wabbelndes Zeug, das einmal in Wallungen geraten nie mehr zu stoppen ist. Masse, die beim Sport nicht hilft, die auf dem Rad in engen Radklamotten prellwurstähnliche Züge erzeugt und einen einfach unwohl sein lässt.
Die Hose sitzt nun auch ohne Gürtel
Was bisher eine nette Taille war, wird nun durch weiche Pölsterchen gefüllt. Und füllt auch die Hose aus. Der Gürtel kann daheim bleiben, während die Hose nun endlich von alleine oben bleibt. Oder unter die magische Fettpolsterreihe rutscht, sodass sich diese Fettpölsterchen zur Veranschaulichung über die enge Hosenlinie stülpen können. Ganz ehrlich, man wünscht sich den Gürtel zurück, der jedoch im jetzigen Zustand nur noch mehr quetscht.
Der BH füllt sich, das Dekolleté wird traumhaft
Kennt jede Frau. Zunehmen: Ein Cup größer. Abnehmen: Zwei Cup kleiner, während alle anderen Körperpartien noch nichts von diesem „Abnehmen“ mitbekommen haben. Ein klarer Vorteil vom Massegewinnen: ein traumhafter Ausschnitt. Ich wünschte mir, ich könnte diesen Vorbau auch in Zukunft beibehalten. Es sind wunderschöne Rundungen, ich will die behalten.

Kann man sportlich werden UND ein volles Dekolleté beibehalten? Geht das?
Der Hunger ist beständig
Man futtert wie wahnsinnig und wacht hungrig auf. Die Lust auf Lebkuchen zum Frühstück ist größer als der Hunger auf Müsli. Das Sättigungsgefühl ist ein vages Erahnen, man schaufelt einfach munter weiter bis man ein Gefühl erreicht, das intensiv genug ist die durch Zucker und Futter gelähmten Schichten des Körpers zu durchdringen: Völlegefühl. Überfressenheit. Der Magen dehnt sich, der brauch dann beständig und öfter mehr. Man verlernt sich satt zu essen. Die Geschmacksnerven brauchen Schocker, die durch Industriezucker und geschmacksverstärkte Nahrungsmittel erzeugt werden. Hunger und die Sucht, zu essen, ist der Begleiter, der weiter für das Massenwachstum sorgen wird. Kampf ansagen ist angesagt! Sagt man…
Es reibt am Körper
Nicht jeder wird mit einem dubiosen Thigh-gap geboren – dieses Loch zwischen den Oberschenkeln. Wenn aber beim Gehen die Oberschenkel in der Hose ein Reiben erzeugen, dann brüllt der Körper quasi, dass das zu eng ist. Mir zumindest. Wenn dann auch noch im Bikini oder mit Shorts das Gehen unangenehm wird, weil Oberschenkel A den Oberschenkel B schlägt und man am liebsten breitbeinig durch die Gegend staksen möchte… gibt es ein klareres Zeichen als das, dass man zugenommen hat?
Man ist im „Mir ist alles egal“ Zustand
„Ich könnte jetzt gesund essen, Sport machen, den Zucker streichen – aber hat das jemals funktioniert? Es ist schwer, es ist nicht spaßig, es ist langwierig…“ und mit diesen Gedanken wird die Toffifee-Packung geleert. Oder eine zweite Portion bestellt. Der eigene Körper ist einem so fremd und so komisch und so abschreckend geworden, dass man diese Enttäuschung in Essen ertränkt. Wie soll man auch, der müde, faule und schwere Körper hat recht wenig Bock auf Bewegung und setzt alles dran, sein Wachstum fortzusetzen. Und schon einmal versucht sich in dem Zustand in Sportklamotten zu zwängen, nur um dann enttäuscht aufgrund der prellwurstigen Erscheinung, alles wieder auszuziehen und Big Bang Theory weiter zu sehen? Ja? Willkommen im Verein.
Man fühlt sich, als würde man schwanger sein
Eine Kugel vor sich hin schiebend wünscht man sich Schwangerschaftsoberteile. Als ich meine Milchunterverträglichkeit damals noch unentdeckt hatte, habe ich wirklich welche gekauft bzw. die damals trendigen Babydolls. Die haben mir einiges gerettet. Weite Kleidung ist angenehm sowie Hosen, die nicht zwicken und diesen Rettungsring da zaubern. Man bekommt Sodbrennen, das einen nachts wach hält und vor brennenden Schmerzen im Rücken durch die Gegend kullern lässt. Man heult vor Frust, dann isst man irgendwas, dann lacht man wieder dank kurzfristiger Glückshormone des Essen, dann hasst man sich wieder. Man liest sehr viel über den eigenen Zustand, plant, überlegt, strukturiert, sucht Hilfe… Ich hoffe jedoch, dass das nicht 9 Monate bei mir andauert. Allerdings die Gewichtsabnahme mit einem „Schwupps“ fände ich garnicht so übel.
Man traut sich nicht mehr auf die Waage
Das Gefühl, man ist zu faul, man isst zuviel und man dehne sich aus, ist oft ein Gefühl das stimmt. Niemand kennt den eigenen Körper besser als man selbst. Und wenn man merkt, man wabbelt fröhlich in der Gegend umher, dann wird das wohl so sein. Am Ende zählt nämlich nur das eigene Gefühl, egal was die Waage sagt. Die kann einem aber oftmals den K.O.-Schlag versetzen.
Vor meinem Unfall hatte ich, durch besseres Essen und regelmäßiges Training auf Grundausdauerbasis, ca 68,5kg – ich war irre stolz. Es ging bergauf! Und dann der Unfall. Kein Sport, kein Gehen. Ich verfiel sofort ins Frustessen, vor allem da es auch in der Arbeit nichts Spannendes für mich zu tun gab. Ich langweilte mich gigantisch und blieb im Selbstmitleidsmodus stecken. Und die Weihnachtszeit gab mir den Rest. Bis ich dann auf der Waage vor 2 Tagen stand und mir diese Waage sagte, dass ich fast soviel wie einer meiner Brüder wog. Wieviel? 75,4kg. Mit 165cm ist das ein Gewicht, das 10kg über meinem maximalen Wohlfühlgewicht ist. Und nein, es sind keine Muskeln. Und ja, man sieht es mir an. Und nein, ich muss mich nicht so lieben wie ich bin, da das alles nicht aus „Liebe“ zu mir selbst geschah, sondern aus dem genauen Gegenteil.

Schockierende Zahlen, die von Tag zu Tag, von Morgen zu Abend, von Auflagefläche zu Auflagefläche variieren können. Trotzdem: nicht mein Wohlfühlgewicht.
Wenn also die Waage einen in all den anderen Punkten bestätigt, dann heißt es: Plan machen, kleine Ziele setzen, Freunde aktivieren und Support holen. Es ist alles machbar, 0,5kg pro Woche sind gesund und die Glückshormone (Serotonin, Endorphin, Noradrenalin) kann man sich beim Sport genauso holen wie von einer Packung Ben&Jerrys. Dazu auch noch Muskelaufbau, Schwitzen, Reinigung des Körpers, Verdauungsanregung und Kopf-Freipusten. Klingt toll, was? Es kostet aber Arbeit, daher würd ich gerne wissen, wer von euch ebenfalls Abnehmziele hat – ich würd mich gern mit euch auf Instagram verknüpfen 🙂
Abnehmziele habe ich zwar keine..aber ich kann dir Tipps mit auf den Weg geben. So richtige Gewichtsprobleme hatte ich auch nie, aber es kann auch anstrengend sein, einen extrem schlanken Zustand zu halten, besonders wenn man dazu noch eine Unterfunktion hat.
Tipp 1 wäre: was man an ungesundem Kram nicht da hat, kann man auch nicht essen. Ich habe mir angewöhnt, Dinge die stark verarbeitet sind, erst gar nicht zu kaufen oder weißen Reis, und alles wo Weizen drin steckt. Ist mittlerweile ein Selbstläufer geworden.
Tipp 2: nicht hungrig einkaufen gehen und nur mit Liste.
Tipp 3: ohne Sport ist nichts los, auch das muss ein Selbstläufer werden, aber das weißt du sicherlich selbst.
Tipp 4: immer wieder neue Reize setzen, den Körper durch neue Belastung schocken
Tipp 5: die 90:10 Regel: 90% in der Woche „gut“ essen, 10% kannst du dann sündigen, wenn dir danach ist. Bei mir klappt das sogar mit 80:20 😉
Tipp 6: Den Blutzuckerspiegel konstant halten, dh. alles was kurzkettig ist, Zucker hat, leere KH sind etc..meiden. Dann hast du auch kein Sodbrennen mehr. Das kann allerdings auch zu einem echten Entzug werden..
Tipp 7: http://www.egg.de – Proteine in Form von Shakes sind zwar sicher keine Hauptmahlzeit, helfen aber über den Tag und in meinem Fall geben sie mir das Eiweiß was ich in der Masse über Lebensmittel gar nicht aufnehmen kann. Oder iss bei Hungerattacken ein hartgekochtes Ei, wirkt Wunder.
Tipp 8: 4-5h Pause zwischen den Mahlzeiten, dann kann der Körper arbeiten und sich umstellen. Klappt bei mir auch nicht immer – das setzt voraus dass du dich wirklich an den richtigen Lebensmitteln satt gegessen hast.
Tipp 9: Ohne 3 Liter Wasser komme ich gar nicht mehr durch den Tag, ist auch eine Sache die man sich angewöhnen kann…und Hunger nicht mit Durst verwechseln.
Tipp 10: Zucker durch Honig und/oder Stevia ersetzen, wenn es mal sein muss.
Meine Situation ist momentan, dass ich durch die ganzen Bergläufe, Intervalle und was weiß ich, beinahe essen kann was ich will und auch gar nicht mehr darauf achten muss wie viel Kohlenhydrate ich in mich reinschaufele, weil ich sie einfach brauche. Die Proteinzufuhr bleibt dabei aber gleich hoch. Ich habe aufgehört mir was zu verbieten – wenn es der Keks sein muss, dann ist es eben so. Alles was man sich verbietet, erscheint nämlich gleich verlockender. Am Anfang kann es aber hilfreich sein, wenn man sich radikal umstellt, dann merkt man nämlich erst wie die Gewohnheiten so liegen.
Es gleicht sich dennoch einfach bei mir immer wieder von alleine aus, ich gehe nie hungrig ins Bett und nehme sogar auf der Waage ab, was ich eigentlich auch nicht mehr geglaubt hätte, dass das überhaupt noch möglich ist.. Zwar ist das mit meinen 174cm und 58kg echt ein extrem schleichender Prozess, aber der Körper nimmt eben Anpassungen vor, wenn man ihn entsprechend belastet. Ich packe es mittlerweile 30km durch den Taunus zu hüpfen, ohne mir Gels o.ä. reinpfeiffen zu müssen, der Körper lernt zu haushalten. Das dauert, aber es ist möglich!
Ganz viel Erfolg und lass mal hören wie es dir ergeht 😉
Danke dir – alles Punkte und Regeln die mir nicht fremd sind, die Umsetzung, das Durchhalten oder das „Starten“ ist allerdings etwas anderes 😉
Schauen wir mal in 3 Monaten wie’s mir so ergangen ist – das mit den Proteinshakes und Eiern ist so eine Sache, die vertrage ich maximal einmal pro Woche. Milch ist einfach nicht so mein Ding, daher sind viele Dinge garnicht so meins.
Am Ende zählt viel trinken, mehr KH verbrauchen als ich zu mir nehme, Industriezucker runterschrauben und wieder regelmäßig sporteln. Dann wird das schon!
Ja klar, in der Theorie ist immer alles gut und schön, aber man muss da natürlich auch irgendwo rein- und ankommen. Ein Patentrezept gibt es nicht, aber ich finde es wichtig, dass man einen Weg findet, den man vom Kopf her auch lebenslang durchhält – alles andere ist zum Scheitern verurteilt und macht nur Frust. Der Grundstein muss stabil sein, dann kann man das ganze Thema lockerer nehmen und es tritt wieder mehr in den Hintergrund.
Wie steht es mit Hafer-, Reis-, Mandel-, Dinkelmilch etc? Oder Soja? (Letzteres kann ich z.B. überhaupt nicht ab)
Ich hab nur das Gefühl tausende von Baustellen zu haben, seit diesem Arschloch von Ex wackel ich so durch’s Leben – da hab ich kein Bock mehr drauf und möchte endlich mal wieder mehr ausbalanciert sein 🙂
Ich nehme Soja, Hafer-, Reis und Mandel sind nicht so meins – magst du das? Ich hab mal Kokos probiert.. ohgott, ganz schlimm. Da kann man schon einiges machen – ich brauche für mich einfach einen Plan. Zumal ich noch nie richtig abgenommen habe, da muss man lernen einmal durchzuhalten und wenn der Erfolg da ist, weiß man, dass das was man macht auch sinnvoll ist 😉
Wohlfühlen ist wichtig, da tickt ja jeder anders!
Eben, das ganze muss Sinn machen und Erfolge helfen natürlich dabei – man muss genau wissen wann sich die Rädchen anfangen zu drehen und ab wann sie anfangen wieder zu hängen. Kokos ist wirklich eklig, ja. Ich finde Hafermilch geht, wenn man sie nicht direkt pur trinken muss. Mandelmilch ist mein Favorit, aber meistens trinke ich tatsächlich „normale“ Magermilch (wobei man sich da nun auch wieder drüber streiten kann, ob das gesund ist oder nicht..aber wenn man wüsste wo was eventuell drin sein könnte..da macht das Leben ja auch keinen Spaß mehr) 😀
Liebe Becky, danke für dieses unwahrscheinlich ehrlichen Artikel! Ich hab zwar kein Übergewicht oder ‚echte‘ Abnehmziele, aber kenne viele deiner beschriebenen Gefühle trotzdem. Essen als ‚Selbstbestrafung‘ fand ich da einen guten Punkt, der mich zum Nachdenken angeregt hat.
Und ja: der Anfang ist immer das schwerste. Deshalb erstmal in kleinen Schritten denken und nie vergessen, dass du das _für dich_ tust und für niemanden sonst! 🙂 Ich drück die Daumen und bin mental dabei.
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar und deinen Zuspruch! 🙂
Der Anfang wird gerade gemacht, ich bin gespannt wann die erste Schwelle erreicht wird – endlich mal wieder mit beiden Beinen im Leben stehen. Das wird einfach mal wieder Zeit!
Welche Ziele hast du denn, Muskelaufbau soweit ich weiß – oder? Dein Bauch kann ja einiges :)))
Der Text ist so toll geschrieben! GENAU SO fühle ich mich auch gerade! Könnte den ganzen Tag heulen, mich verkriechen und vor lauter Frust weiter Schoki essen! Abende, mit schicker Kleidung, sind wieder ein Graus für mich geworden! So geht’s nicht weiter! Und genau jetzt fällt mir die Disziplin beim Essen so schwer, wie schon sehr lange nicht mehr 😦 ich drücke dir die Daumen, dass du deine Morivation wieder findest und es schaffst, wieder ein gutes Körpergefühl zu bekommen!
Vielen lieben Dank – ich bin schon gut dabei! Den größten Zuckerentzug hab ich hinter mir und jetzt läuft es ganz gut. Ich belohne mich eben mit anderen ähm gesunden Sachen 🙂 Und mit Sauna, Badewanne, Smoothies oder leckeren Joghurt.
Aber dass du merkst, dass du „so nicht mehr willst“ ist doch ein super Zeichen, dass es langsam reicht 😉 Man darf ja nichts tun und gammeln und futtern und schlemmen – wenn’s dann zuviel wird, dann einfach hopp und los.
Kann ich dir irgendwie denn helfen? 🙂 Das schaffst du nämlich schon, immer Schritt für Schritt! Alles Liebe!