Leseempfehlung: Ultramarathon Man von Dean Karnazes

Es gibt so ein paar Bücher für Läufer über Läufer von Läufern. Kilian Jornet und sein erstes Buch „Lauf oder stirb“ hatte ich ja schon vorgestellt und vollkommen begeistert gelesen. Und so ein ähnliches Buch, eine Art Erfahrungsbericht mit Lebenslauf, Einstellungen und Laufliebe, habe ich wieder lesen wollen. Dank eines Tipps auf Twitter – wer war das nochmal? – bin ich auf „Ultramarathon Man“ von Dean Karnazes erschienen auf Deutsch im Riva Verlag gestoßen. Bestellt, bekommen, gefressen.

Dean Karnazes lebt in der USA und ist Halbgrieche – daher der Name. Dean ist, wie er auch selber sagt, ein Mensch wie „du und ich“. Nichts besonderes, ohne spezielle Talent, ohne herausragende Fähigkeiten wie er sich selber beschreibt. Außer, dass er laufen kann. Und zwar nicht wie Menschen es eben tun, von A nach B, sondern er ist ein Ultramarathon Mann. Er läuft Ultras und je herausfordernder, länger, schmerzvoller und einzigartig diese Läufe sind, desto mehr ist Dean in seinem Element.

Eine kurze Einführung nimmt den Leser in das „Jetzt“ mit. Da läuft Dean schon, ist unterwegs in der Nacht und bestellt sich nach einigen Stunden Laufen eine KH-Bombe alias Pizza. Der Treffpunkt mit dem Pizzalieferanten ist am Highway – Dean ist ja läuferisch unterwegs – und dort frägt der Pizzalieferant die Frage, die alles ausmacht: Warum.

Ja, warum läuft Dean eigentlich, warum einen Marathon am Nordpol, warum den Western States laufen, warum „Das härteste Rennen der Welt“, den Badwater Ultra, laufen… warum? Das erklärt Dean – auf eine unterhaltsame und lustige Art und Weise. Beginnend mit seiner Kindheit, dem Unfug, den er als Kind angestellt hat, seine ersten läuferischen Erfahrungen in der Schule mit einem prägenden Trainer und ein dramatischer Vorfall in seiner Familie. Alles das macht ihn aus. Mit dem Laufen hört er aber auf, konzentriert sich auf Schule, Uni und Karriere. Bis er irgendwann an seinem 30. Geburtstag einen innerlichen Koller hat. War es das was er wollte? Nö, nicht wirklich. Daher sagte er sich, dass er jetzt, hier und sofort, 30 Meilen läuft. Und damit, ohne Laufschuhe und Laufkleidung, startete er in die Nacht und war als Läufer wiedergeboren.

Seine Geschichte bringt ihn zum ersten Training, zum ersten 50 Meilen Lauf als Qualifikation für den Western States Lauf und weiter zum Badwater Ultra sowie weiteren Herausforderungen. Und er kommt in dem Buch genauso rüber wie er ist: Leicht wahnsinnig, absolut fokussiert darauf die eigenen Grenzen zu sprengen und zu erfahren, unglaublich locker und direkt. Und es liest sich so verdammt unterhaltsam, ich habe nicht selten laut lachen müssen. Auch in der Tram oder U-Bahn.

Als ich über eine kleinere Böschung kam, nahm ich weiter vorne am Wegrand eine Bewegung wahr. Ich beleuchtete die Stelle mit meinem Licht. Als ein Licht zurückblitzte, wusste ich, dass es ein anderer Läufer war – oder ein sehr kluger Bär.

Es traf mich, als ob ich aus einem Traum erwacht wäre – nur um zu erkennen, dass ich überhaupt nicht träumte. Ich wendet mich an das Paar, das neben dem Auto stand, und erklärte trotzig: „Ich kann.“
Sie starrten mich beide an. Mit noch mehr Entschiedenheit in meiner Stimme wiederholte ich: „Ich kann.“
Sie glotzten mich mit großen Augen an, aber der Ehemann spielte mit.
„Ja“, brüllte er. „Ja, Sie können.“

In meinem Bauch begann sich etwas zu regen. Plötzlich öffnete sich mein Mund und der Inahlt schoss heraus. Ich versuchte, meinen Kopf in Richtung Boden zu senken, aber ich hatte keien Möglichkeit, den Lauf der Dinge zu beeinflussen. Ich muss ausgesehen haben wie Godzilla, wenn er Feuer speit.

Dann, als hätten sie meine Verzweiflung geahnt, zerteilten sich die Himmel, und die Hand eines Engels reichte mir eine rätselhafte Gabe.
„Hier, nimm das“ rief meine Frau durch das Beifahrerfenster des Mutterschiffs.

Das Buch endet mit einem 200 Meilen Lauf, der als Staffellauf angelegt ist, um Spenden zu sammeln. Dean läuft den ganz alleine und danach noch ein paar Mal wieder. Wer das „Ultramarathon Man“ gelesen hat, wird feststellen, dass es wirklich einige faszinierende, krasse und starke Persönlichkeiten gibt – vor allem in der Laufszene.

DK-Mountain-Run

Wer nur ansatzweise ähnliche Erfahrungen wie Dean gesammelt hat, wird oftmals wissend nicken oder seine Beschreibungen nachvollziehen können. Diese leicht verrückte und vernunftlose Liebe zum Laufen – oder Sucht – wird in diesem Buch recht gut dargestellt. Und dazu auch noch verdammt lustig. Wer läuft sollte dieses Buch gelesen haben. Ein Buch über einen Extremsportler, der nicht nur im Laufen seine sportliche Grenzen sprengt. Ein komplett anderer Läufertyp wie Kilian, aber nicht weniger interessant.

Ein Must-read für alle Läufer und für Sportler, die spannende Geschichten und Erfahrungsberichte lesen möchten.

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