Rennrad in Barcelona: Verlieben auf Spanisch

Das Verlieben auf Spanisch „enamorarse“ heißt und eigentlich recht wenig mit dem Rennradfahren zu tun hat ist mir eigentlich schon klar. Eigentlich. Aber wer in und um Barcelona mit dem Rennrad schon einmal unterwegs war, der wird merken, dass man sich auch anders Verlieben kann. In das Rennradfahren, in die welligen Straßen, in den Duft nach Kiefern, Meer und Wälder, die so angenehmen Schatten spenden, wenn man gemächliche Steigungen nach oben kurbelt. Oben erwartet einen eine Aussicht, die entweder das Meer am Horizont vorzuweisen hat oder hügelige spanische Landschaften, gesprenkelt mit Waldstücken voller Grün. Wer in Barcelona Rennrad fährt, der wird sich verlieben.

Wir, das sind Franziska und ich, sind in Barcelona. Ein Kurzurlaub mit Rennrad und Lust auf Neues. Wir schlafen freundlicherweise im kuscheligen Doppelbett von Steff, einer Rennrad-Instagram-Bekannten, die einfach so unkompliziert ist, wie das Wort einfach ist. Eine kleine ukrainische Powerfrau, die Fotografin ist und Chaos als Zweitnamen mit sich trägt. Jetzt mit pinken Haaren, davor mit rutschender Brille und immer aber mit Tanlines und Radliebe versehen ist Steff eine warmherzige Gastgeberin. Voller Chaosmomenten. Die russischen Mitbewohner und Steff und wir bilden eine WG, die es noch nicht so oft gegeben hat. Deutsch hier, Bayrisch da, Russisch später, Spanisch mit den Gästen… es ist toll. Viel, aber toll. Wir essen jeden Abend zusammen, trinken Wein, reden, lachen und vor allem aber beschmusen und kuscheln und knutschen wir alle Kiba. Der Hund der WG, der mehr als zlatki ist und in mir den Will-haben-Wunsch weckt. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Steff, Julia und Mario sowie auch Nikita für das unkomplizierte Miteinander.

Die Stadt und die Radfahrer

Barcelona ist eine Stadt, die spanischer Natur etwas chaotisch ist. Wir erwarten Todesmomente, hysterisches Kreischen und unverständliche spanische Schimpfwörter auf dem Rad. Ist aber nicht so. Und wir vermuten, dass wir entweder aus Versehen nackt fahren, sodass keiner sich traut etwas zu sagen, zu schreien oder zu hupen. Oder die Spanier sind einfach so unfassbar entspannt, die Radwege so übersichtlich und gut geschildert, die Autofahrer vorsichtiger als die Münchner und Deutschen zusammen genommen und die Stadt gewohnt an flitzende Zweiradler, dass es immer so ist. Wir vermuten letzteres. Denn Klamotten haben wir an, wir haben’s überprüft. Und überall huschen Mopeds und Radfahrer herum, die Radfahrer aber wenn sie denn können auf dem Radweg, der in der Mitte der Straße angebracht ist und die Fahrtrichtung ganz deutlich und klar ausweist. Ich bin absolut und total begeistert. Dort wo aber kein Radweg ist treffen wir auf Vorfahrt gewährende, langsam fahrende, Abstand haltende und Franzis Arsch anhupende Spanier. (Franzi hatte eine Leggings an, die jedoch auf dem Rad recht deutlich zeigte, was darunter getragen wurde. Grinsende Spanier waren das Ergebnis. Mich wundert noch immer, dass sie Single zurück gekehrt ist.)

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Rennrad-Klassiker: Tibidabo

Tibidabo ist ein kleiner Hügel im Nordwesten von Barcelona. Ein Hügel, der mit Achterbahn und Freizeitpark ein Ziel für viele Rennradfahrer darstellt. Denn einmal oben angekommen, nach entspannender Prozente am Berg, hat man eine tolle Sicht auf die Stadt Barcelona, auf das Meer und man weiß plötzlich, dass man im Rennrad-Urlaub ist. Die Sonne scheint, das Meer glitzert und man kann noch eine Runde mehr fahren. Tibidabo ist traumhaft kombinierbar mit weiteren Anstiegen, die nach ein paar Abfahrten, entweder weiter in den Norden über Parc de Collserola oder in den Westen über Vallvidrera. Danach findet man über weitere Anstiege den Weg wieder zurück in die Stadt. Und auf ein Serveza und eine Portion Paella vielleicht am Meer…

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Bada-boom ähm Badalona

„Big biiig bada-boom!“ wer mir sagen kann aus welchem Film dieses Zitat kommt, der erhält ein T-Shirt mit „Deine Mudda“ drauf gekrakelt von mir. Aber das andere, das Badalona ist eine Stadt die sich im Osten von Barcelona befindet. Über einen wunderbaren Radweg nach Montcad i Reixac kommt man recht schnell zum ersten Anstieg, der einen fort von Stadt und Fluß führt und mit duftender Spaniensonne aufzuwarten weiß. Übrigens ist diese Sonne im Sommer sicherlich die Hölle und sehr sehr heiß, ich empfehle als Reisezeit also wirklich den Frühling oder den Herbst. Durch den Parc de la Serralada de Marina gelangen wir nach Tiana und der nächste Anstieg folgt, rund um den Parc de la Serralada Litoral nach Argentona ans Meer. Und da fahren wir schnurstracks am glitzernden, wunderbar nach Meeressommerluft duftenden Küstenweg entlang nach Bada-boom ähm Badalona und zurück nach Barcelona. Traumhaft.

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Sightseeing, cafee con leche und Früchtetraum

Überall gibt es kleine Geschäfte, die Obst und Getränke verkaufen. Kurz anhalten, Wasser und Bananen holen, auffüllen, weiter geht’s. In Barcelona ist es daher auch gefährlich realistisch an einem Früchteschock zu sterben, denn das Obst ist nicht nur irre lecker und frisch sondern auch preislich finanzierbar. Franzi und ich waren im Paradies, aber wir müssen wohl diesen einen Apfel da gegessen haben, denn wir sind ja wieder hier… obwohl, so übel ist’s hier auch nicht.

Wenn die Spanier was können, dann Kaffee. Und der klassische Cafe con leche, den ich immer bestelle, schmeckt herblich-süß, voll und cremig. Etwas, das ich in München immer noch vermisse und verzweifelt suche. Außerdem habe ich einen Bären in meine Frühstückstasse gezaubert bekommen. Das toppt ja schließlich alles. Daher auch empfehle ich für einen guten Kuchen, ein leckeres Avocado-Brot oder einfach nur einen Kaffee das Espai Joliu, das jeden Besuch wirklich wert ist. Leckere Sachen, nette Leute und Wlan für alle, die wie die vielen Startup-Hipster dort sitzen und arbeiten.

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Beim Sightseeing kann ich nur raten: Seht was ihr sehen wollt. Denn es gibt alles mögliche dort zu sehen. Besucht die Parks, fahrt zum Meer und geht dort spazieren – bzw. radelt dort spazieren, das macht viel mehr Spaß. Schaut euch Sagrada Familia an, den Park Güell oder den Parc de la Ciutadella… legt unbedingt einen schönen Tag ein, an dem ihr euch die Stadt, die Umgebung und gute Restaurants anschaut. Am besten ist es wirklich mit dem Rad, da ihr schneller und flexibler seid. Und auf den Radwegen gibt es dann weniger Touristenmassen – klingelingeling.

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2 Antworten zu “Rennrad in Barcelona: Verlieben auf Spanisch

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