„Wir wollen eine Ausfahrt nur für Frauen machen und wollten fragen, ob du das nicht organisieren könntest. Hättest du Lust und auch Zeit dafür?“ war die Frage, die mir Falk vom Bikedress stellte. Lust? Na klar! Zeit? Wird etwas eng, aber ich schaufel mir Zeit frei. Und so war sie geboren: Die (hoffentlich bald) legendäre zweiwöchentliche Mädelsausfahrt vom Bikedress.
Alle zwei Wochen also fahren wir am Dienstag an der Münchner Freiheit und dann vom Bikedress-Laden in der Ohlmüllerstraße eine gemeinsame Feierabendrunde in den Süden. Niemand verpflichtet sich, jede kann spontan mitfahren und mit anderen zusammen neue Straßen, Landschaften und Eindrücke sammeln. Das schöne dabei ist, dass das Tempo und die Erfahrung dabei vollkommen egal ist. Eine rief mich über das Handy an und fragte, ob sie denn überhaupt mithalten könne. Weil sie keine Lust auf Hinterherhetzen hätte und einfach mal etwas entspannter das Rennradfahren genießen wolle. Zum Glück konnte ich ihr gut beireden und bei der nächsten Ausfahrt war sie schon dabei – und auch begeistert von der kleinen aber feinen Runde. Viele haben die letzten Ausfahrten wirklich genossen, aber es gibt beim Rennradeln einfach keine Ausfahrt, die man nicht genießt. Nun, okay… vielleicht wenn man 4 Stunden an der absoluten Leistungsgrenze fährt und wartet, wann wohl die Lunge implodiert oder die Beine explodieren. Oder es Schnee-Hagel-Gegenwind bei -10 Grad gibt. Irgendwann aber ist eh alles taub und das Hirn schaltet auf Überlebensmodus, das in sinnlosen Gebrabbel endet.
Der Bikedress Laden, der Rapha und Assos sowie Isadore Apparel und Bianchi anbietet, hat mehrere Ausfahrten und kümmert sich mit absoluter Leidenschaft um das gemeinsame Fahren. Die anderen Ausfahrten sind nicht tabu für Frauen oder reine Männerausfahrten, aber es herrscht ein anderes Tempo und sicherlich auch eine andere Leistungsgrundlage. Wer möchte, fährt da natürlich auch einfach mit und haxelt mit der gemischten Gruppe schöne Strecken ab. Wer aber mal Lust auf reine Frauenausfahrten hat und/oder ein gemütlicheres Tempo, der kann sich meiner Gruppe anschließen – außerdem sorge ich fast immer für Windschatten und kann das, wie ich hörte, aufgrund meiner Statur auch recht gut. (Stellt euch einfach vor ein kleiner LKW fährt vor euch, das bin dann ich.)
In der Rennradln München Gruppe hat ein ahnungsloser und leicht realitätsverschrobener Radfahrter gefragt, warum wir denn so eine Geschlechterdiskriminierung machen. Früher hätte der Sport doch wenigstens Gechlechter verbunden. Und jetzt? Fatal, ganz schlimm, schrecklich. Wie können es Frauen nur wagen mal unter sich sein zu wollen, ein anderes Tempo fahren zu wollen und nicht das Gefühl haben zu wollen, die sehr viel schnelleren Männer abzubremsen, zu langweilen, als Dorn im Auge zu sein. Letzteres ist ein Frauending, würde ich mal sagen. Manche sehen das mit Gelassenheit im Stil von „Dann bin ich halt langsam, mir egal. Wenn sie nicht warten wollen, dann können sie mich sowieso kreuzweise und ich fahr alleine.“ und andere machen sich Sorgen, weil andere warten müssen, immer wieder ungeduldig nach hinten schauen oder einen alleine hinten hinterher hetzen lassen. Und wenn ich ehrlich bin, stimmen die letzten Teile natürlich auch: Ich warte auf andere, die langsamer sind, weil wir ein Team sind und ich keine zurück lasse. Ich schaue nach hinten, um zu wissen ob es ihnen gut geht, ob ich zu schnell bin und ob ich warten muss. Ich lasse andere hinterher hetzen, weil auch das Spaß machen kann (ich hetze gegen den Wind übrigens), es ein super Training sein kann und ich manchmal auch mein Tempo falsch einkalkuliere. Aber da hilft ein „Tempo runter!“ von hinten und das Tempo wird langsamer. Wir starten als Gruppe, wir fahren als Gruppe und wenn ich kann, dann bin ich auch bei denen, die die Fahrt etwas langsamer angehen. Denn ich freue mich immer, wenn ich als Letze etwas Unterhaltung von jemanden bekomme und nicht allein gelassen werde. Und es wird sich immer an das Tempo der schwächsten angepasst, damit man eben miteinander fährt. Es soll Spaß machen, fertig.
Gruppenfahren bedarf auch etwas Schulung. Handzeichen geben, Handzeichen nach hinten weitergeben, Windschatten fahren, Platten flicken, Kette drauf pfrimeln, Jacke ausleihen, Fahrtipps geben, Straßen neu entdecken. Es macht tierischen Spaß mit anderen zu fahren, auch wenn meine Fahrten mit Jungs sich mittlerweile gegen 0 belaufen. Jungs fahren eben auch sehr gerne untereinander, aber das ist doch keine Diskriminierung. „Klar kannst mitfahren, aber fahren ein anderes Tempo. Wenn du das halten kannst…“ Da winke ich lieber ab, fahre alleine oder schau, ob ein Mädl Lust auf eine Tour um den Ammersee hat. Und freu mich schon auf die nächste Bikedress-Mädelsausfahrt. Hoffentlich fahre ich bei schlechtem Wetter nicht komplett alleine, bisher hatten wir nämlich immer strahlenden Sonnenschein. Aber auch Regenfahrten haben etwas tolles, in der Gruppe ist Regen dann auch schnell viel weniger schlimm und kalt.
Wer also in München ist, ein Rennrad daheim stehen hat und für 50-60km mal mit anderen (oder mir) fahren will, kann jederzeit mit:
- 19.05. 17.30 Münchner Freiheit // 18.00 Bikedress
- 09.06. 17.30 Münchner Freiheit // 18.00 Bikedress
- 23.06. 17.30 Münchner Freiheit // 18.00 Bikedress
- 07.06. 17.30 Münchner Freiheit // 18.00 Bikedress
- 21.06. 17.30 Münchner Freiheit // 18.00 Bikedress
Und wer sowieso auf dem Laufenden bleiben möchte, kann der Münchner Radl-Gruppe für Frauen auf Facebook beitreten