Es gibt zwei Trinkflaschen, die einem ins Auge stechen, wenn man mal danach sucht. Sei es im weiten weiten Internet oder auf Onlineshops, es tauchen dann doch irgendwie immer zwei Namen ergo zwei Arten von Flaschen auf.
Einmal Nalgene, die mit ihrer großen Öffnung, der an der Flasche befestigten Verschlusskappe und den nach Medikamentenfirma aussehenden Logo auch sehr häufig unter den Studenten in der Bib oder Mensa zu finden ist.
Und dann Camelbak, die aufgrund des stylischen Aussehens, der farblichen Sonderausstattungen und der besonderen Trinköffnung genauso viele Liebhaber und Sammler hat.
Also welche jetzt denn nun? Die einen sagen Camelbak rockt, die anderen schwärmen seitenlang von der Nalgene vor, beide sollen die beste Trinkflasche ever sein. Daher teste ich einfach mal beide, so einfach ist das.
Ich habe immer was zu trinken dabei. Immer. Meistens Wasser, aber auch gerne Schorlen mit Johannisbeerensaft oder Kirschsaft oder sonstigen Mixturen. Meine Getränke habe ich immer in Vittel- oder anderen Wasserflaschen mitgeschleppt und nach einer Weile immer eine geschmackliche Veränderung des Wasser festgestellt. Klar, eine Plastikflasche von Vittel ist nicht dafür gemacht eine Woche lang als wiederbefüllbarer Wasserbehälter zu fungieren. Aber das wollte ich, daher mussten die zwei Trinkflaschen mal herhalten.
Die Nalgene Weithals
Die Nalgene zeichnet sich durch ihre eher breitere Form aus. Mit einem Schraubverschluss, der durch ein Plastikband mit dem Hals der Trinkflasche verbunden ist geht die Kappe auch nicht flöten oder kullert einmal quer durch den Boden. Die Flasche gibt es meist in transparenten Farbtönen, man sieht also den Inhalt immer etwas durchschimmern. Auf einer Seite findet man den Nalgene und „Everyday“-Aufdruck und auf der anderen ein Messverzeichniss in Millilitern und in Ounces. Je nachdem welche Größe man wählt kann man hier falls notwendig auch gut portionieren. Die Nalgene eignet sich laut vieler anderer besonders gut für Outdoor-Fans, die ein paar Wochen durch Schweden wandern oder California mit dem Wohnmobil erobern.
Dementsprechend stabil ist das Material auch, das auch noch bpa-frei ist. Die Markierung „bpafree“ sorgt dafür, dass man weder einen Plastikgeschmack im Getränk hat noch die leckeren Spuren des vorherigen Getränks erahnt. Es gibt sie in 1L-Größe und in 0,75L-Größe und in allen möglichen Farben.
Die Camelbak Eddy
Camelbak Eddy ist eine schmalere Trinkflasche, die anders als die meisten Trinkflaschen nicht zum Schrauben ist, sondern ein eigenes Trinksystem hat. Mit einem Trinkhalm kommt man an die Flüssigkeit in der ebenfalls leicht durchsichtigen Flasche, indem man durch ein Klappen das Trinkmundstück nach oben in Position bringt. Das Mundstück besteht aus Silikon, soll den Geschmack jedoch nicht negativ beeinflussen und tut es auch nicht. Durch ein Beißen kann man den Trinkspalt im Mundstück öffnen und saugt dadurch dann das Getränk. Dazu muss man die Flasche nicht kippen, da der Trinkhalm senkrecht nach unten geht. Man kann also problemlos an der Flasche nuckeln ohne die Arme bewegen zu müssen. Auch die Camelbak Eddy ist bpa-frei und aus robusten Plastikmaterial, also auch für Unterwegs geeignet, auch wenn sie wohl eher nicht für wochenlanges Campen geeignet ist. Der Trinkhals ist nun einfach etwas feingliedriger und daher für Anmischen von Getränken etc. was beim Campen vorkommt eher ungeeignet, weil es doch eher verklebt oder unsauber wird. Aber für unterwegs, kleine Touren und alltägliche Unternehmungen definitiv ein Hit. Die gibt es auch in kleineren Varianten wie 0,75L-Größe und 0,6L-Größen aber auch in 1L-Varianten sowie irre viel knalligen und pastelligen Tönen. Wow!
Die Flaschen im Test
Der Geschmackstest
Alle beiden Flaschen sind voll gefüllt mit Leitungswasser. Lassen sich problemlos öffnen und verschließen. Aus der Camelbak schmeckt das Wasser wie es schmecken sollte: klar und eben einfach nur nach Wasser. Da ich einen Camelbak-Trinkrucksack habe kenne ich den Geschmack des Mundstücks, was mich nicht weiter stört. Aus der Nalgene schmeckt das Wasser auch klar und lecker, nur das Plastikoberteil hinterlässt bei mir einen komischen Geruch an der Flaschenöffnung, der auch nicht nach ein paar Mal Waschen weggeht.
Nun lasse ich die gefüllten Flaschen – immer noch nur Wasser – abwechselnd jeweils einen kompletten Tag und Nacht „herumstehen“ wobei sie mindestens 5 Stunden absolut praller Sonne ausgesetzt sind. Meine normale Vittelflasche wär wohl schon implodiert oder geschmolzen. Jetzt der Geschmackstest: Bombig leckeres Wasser – bei beiden! Ich bin total begeistert, kenne ich doch nur die widerliche Wasserplastiksuppe und exe die Inhalte der Flaschen immer fast weg. Vor allem in der Früh nach der kühlen Nacht komme ich mir vor, als würde ich Bergquellwasser gurgeln…
Geschmackstest: Camelbak und Nalgene haben mit Bravur bestanden!
Der Funktionstest
Nalgene geht einfach: Aufdrehen, zudrehen, aufdrehen, zudrehen. Zwischendrin den Deckel, der an dem „Loop“-Band am Flaschenhals festgemacht ist, ins Gesicht/Auge/Nase hauen. Dann entwickelt man ein spezielles Haltesystem (Aufmachen, mit rechten Zeigefinger+Mittelfinger den Loop festhalten und rechtshaltend trinken) und alles läuft super. Da es sich um die Nalgene Weithals handelt, hat sie auch – überraschend – eine weitere Öffnung oben. Super um irgendwas reinzufüllen (nur was?), aber für hektische, gierige oder kleinmündige Trinker wie mich etwas schwierig. Ich sabbere mich nur 4mal an und lerne langsam und bedächtig zu trinken. Dann funktioniert es auch problemlos. Toll ist auch die Menge, die da rein kommt: 1 Liter zum Trinken.
Bei der Camelbak braucht man Fingerfertigkeit. Mit einer Erhebung am Trinkstück kann man dieses nach oben klappen und damit für‘s Trinken vorbereiten. Manchmal muss man aber etwas mehr drücken, bis es nach oben kommt oder von der anderen Seite nachhelfen. Es rastet immer schon ein – oben, nach unten, nach oben, nach unten. Und mit der breiten Öffnung, wenn man den Deckel abschraubt, hat man auch hier genug Platz für alle möglichen Sachen wie bei der Nalgene. Für manche mag es etwas störend sein, dass man saugen muss, um überhaupt was zu Trinken zu bekommen. Für mich ist es die Hölle.
Warum? Weil ich eine volle 0,75L-Camelbak nun immer vor mich hin stelle, aufklappe, anfange zu trinken und die einfach aus Spaß an der Sache austrinke. Das ist mir bis jetzt fast jedes Mal passiert – böse böse Sache vor allem, wenn man vor dem PC sitzt und neben dem Trinken auch noch Mails weiterbeantworten oder auf 9gag runterscrollen kann. Mit der Garantie, die Camelbak auf die Eddy Trinkflaschen hat, fühle ich mich auch etwas sicherer, weil ich allein von der Häufigkeit des Auf- und Abklappens vermute, dass es da die ersten Verschleißspuren geben wird.
Funktionstest: Camelbak gewinnt, weil das Trinken soviel Spaß macht, auch wenn die Nalgene unkomplizierter, aber kleckergefährdeter ist.
Der Qualitätstest
Nalgene und Camelbak wurden im Rucksack, in der Tasche, auf Fahrrad, zu Fuß und im Zug mitgeschleppt. Keine undichten Stellen.
Nalgene und Camelbak wurden der hochsommerlichen Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Keine geschmacklichen Veränderungen oder Materialveränderungen.
Nalgene und Camelbak wurden mit Saftschorle aufgefüllt, ohne Kohlensäure. Bei der Nalgene lief das Reinigen sehr viel einfacher als bei der Camelbak, empfehle letztere also eher für zuckerlose Getränke, falls man nicht Lust auf längeres Schrubbeln hat. (Achtung: Viele Camelbak-Nutzer empfehlen die Flasche nicht in die Spülmaschine zu geben!)
Nalgene und Camelbak wurden mit kohlensäurehaltigen Wasser aufgefüllt und im Laufe des Tages gut durchgeschüttelt. Die Nalgene wurde nicht undicht, explodierte oder gab zischende Singsangeräusche von sich. Allerdings sollte man, je nach Menge der Kohlensäure, des Getränks und des Durchschüttelns die Nalgene vorsichtig öffnen. Die Camelbak ist eher nicht für kohlensäurehaltige Getränke geeignet, da sie immens undicht wird durch den Druck der sich aufbaut und fungiert dann als Wassergeschoss. Hier gibt’s ein Video von meiner Wassergeschoss-Camelbak – dank WordPress-Sicherheitsmaßnahmen kann es leider nicht eingebettet werden 🙂
Qualitätstest: Nalgene als Allround-Super-Alles-Darf-rein-Talent gewinnt, die Camelbak eher als galanter kohlensäurefreies-Getränk-Stylo.
Der Styletest
Die Nalgene hat unglaublich viele Farben vorzuweisen – immer wieder neue Kombinationen gibt es zu finden, da der Deckel und die Flasche unterschiedliche Farben haben und dadurch sich gewisse „Styles“ ergeben. Mit dem Medikamentenfirmen-ähnlichen Logo, dem „made in USA“ und der Messskala wirkt die Nalgene aber irgendwie wie ein Küchenmessgerät und verliert dadurch einige Stylo-Punkte.
Die Camelbak ist klar, in einer Vielzahl greller, bunter und pastellener Farbtöne und wirkt schlicht, elegant und sehr stylisch. So eine klare bunte Trinkflasche dabei zu haben ist cool – auf jeden Fall etwas cooler als den 1L-Outdoor-Helden Nalgene. Dafür nämlich ist er perfekt und da sollte Style etwas piepschnurzegal sein.
Styletest: Camelbak gewinnt ganz klar als piekfeine Lady, Nalgene ist eher der verlässliche Onkel.
Fazit
Die Camelbak Eddy eignet sich perfekt als alltäglicher Begleiter, wenn man nicht auf sprudelige Zuckersachen als Getränk steht und gerne stilbewusst auftritt. Besonders geeignet für Bürotätigkeiten, da man nicht kleckert und unkompliziert trinken kann, was man oftmals tagsüber vergisst. Aufgrund der eher kleineren Größe passt sie locker in alle Taschen, ist ein super Begleiter und lässt sich ganz leicht wieder auffüllen.
Wem das Aussehen herzlich egal ist und auf eine süße Apfelsaft- oder Kirschsaftschorle mit Sprudel unterwegs einfach nicht verzichten kann sollte zur Nalgene Weithals greifen. Vor allem wer wandert oder gerne zeltet, ungerne woanders seine Flaschen auffüllt und Platz für die etwas große Flasche hat wird damit sehr glücklich. Robust, dicht und unkompliziert ist sie allemal!
Die Camelbak kann man übrigens auch gut mit kohlensäurehaltigen Getränken verwenden. Man muss nur den Schnorchel entfernen und dann halt zum trinken die Flasche kippen.
Den Schnorchel entfernen ergo den Deckel? Das könnte aber das Transportieren etwas schwieriger gestalten 😀
Hehe – da wär ja der Vorteil des An-der-Flasche-nuckeln weg 😉
Cool die trinkflaschen von Camelbak sind sehr gut!
Leider neigt die Camelbak dazu, beim öffnen ein wenig des Inhalts im Schnorchel durch die Gegend zu schleudern.
Hast du da in der Flasche kohlensäurehaltige Getränke? Das ist mir nämlich auch schon mal passiert 😉 Die Camelbak eignet sich wirklich nur für stilles Wasser&Co
Hallo Rebecca,
nun ist ja bereits fast ein Jahr vergangen……mich würde interessieren, ob von den beiden getesteten Flaschen in der Zwischenzeit eine schwächelt. Hab noch nen Gutschein von Globetrotter den ich genau dafür einlösen möchte 🙂 – meine Tendenz geht zur Nalgene. Kannst Du die immer noch empfehlen?
Gruß Simone
Hallo neckarine,
ich habe gerade den Eindruck, dass das Wasser nach einem Tag stehn lassen in der Nalgene Flasche etwas komisch schmeckt. Ich weiß nicht, ob es nur an der Hitze liegt das das Wasser dann unangenehm schmeckt enn man es bei Zimmertemperatur stehn lässt oder am Material.
Ich werd nochmal schaun, weil Rebecca schrieb es w[rde am Verschluss liegen. Meiner ist aber nicht auf der Nalgene gewesen, sondern von Humangear. Ich habe von nalgene die 1 Liter und 1,4 Liter Flasche, wird aber als Foodstorage Beh’lter verkauft. Daher hab ich einen Trinkverschlu- für Weithalsflaschen von ner anderen Firma genommen.
Könnte trotzdem gut sein das es am Verschluß liegt. Gibts da nix was neutral riecht ? Das stört mich ziemlich. und ich mein immer noch das das Wasser dadurch anders schmeckt.
oh man.
wie haben wir nur vor 15 jahren den tag ohne irgendwelche überteuerten trinkflaschen überstanden?.
ernsthaft; fällt euch nicht auf, dass die konsumwelt mit immer neuen idiotischen survival-muss man unbedingt-haben-zeugs überschwemmt wird??!
aber jeder wie er mag und ausgeben möchte.
Eben – jeder wie er mag. Nicht, dass wir noch Gespräche wie „Wie haben wir nur vor 15 Jahren ohne Smartphones gelebt“ oder „Wie haben wir nur vor 70 Jahren ohne TV gelebt“. Muss ja nicht sein 😉
Eine Plastikflasche von Vittel kann nicht wiederverwendet werden und fängt nach einer Woche an den Geschmack des Wassers zu verändern? Was glaubst du denn wie lange die Flasche im Lager und hier und da stand… au man…
Wenn du im Vittelflaschenlagerbereich arbeitest, dann kennst du dich freilich sehr gut damit aus. Wie schön allerdings, dass es hier um meine Erfahrung mit der Wiederverwendbarkeit von Vittel- oder auch anderen Plastiktrinkflaschen geht. Du kannst ja trinken woraus du magst, die Vittel-Flasche ist sicherlich ewiglich ein gesunder Behälter für klares Wasser. Way to go, brainhead.
Das Internet ist unvergänglich. Dieser tolle Vergleich ist mittlerweile 5 Jahre alt, bei Google aber immer noch gut zu finden. Da wäre es doch an der Zeit, den Test zu ergänzen? Das beschriebene Kleckerproblem bei Weithalsflaschen ist doch längst gelöst:
Ich als Familienvater stand selber vor der Herausforderung, die ideale Trinkflasche für jeden Tag für meine Töchter zu finden. Flaschen wie die Nalgene sind toll, ein Weithals ist prima zum Reinigen, aber wie beschrieben schlecht zum kleckerfreien Trinken. Was also tun? EInfache Lösung bei mir: Selber besser machen! Idee für eine Weithalsflasche mit Deckel mit zwei Öffnungen entwickelt(klein zum Trinken, groß zum bequemen Nachfüllen auch unterwegs oder unter kleinen Wasserhähnen), zum Patent angemeldet und einen Produzenten gesucht. Wer will, kann ja mal nach JuNiki’s Double Neck suchen…