Momentan erleben wir in Deutschland einen Blitzsommer, einen „kurz andauernden aber dafür umso heißeren Zeitraum, der dem Sommer gleich zu stellen ist“. Für die meisten bedeutet das: heiß, heißer, schwül. Und damit geht’s ins Freibad, zur Eisdiele oder in den Schatten. Natürlich gefolgt von „Bäh, es ist zu heiß, kann nix machen, ich schwitze soviel“.
In Japan ist das quasi der Sommer. Brüllende Hitze, drückende Schwüle bzw. Luftfeuchtigkeit und flirrende Blicke, wenn man über den Asphalt starrt. Aber wie schon erwähnt hat sich Japan nicht nur mit dem Essen, Eis und anderen Gimmicks angepasst, die Technik lässt sich davon auch nicht mehr beeindrucken.
Züge haben Verspätung, die Automaten rattern langsam und schmelzen einem die Bankkarten fast weg, die Ticket-Automaten kochen innerlich das Rückgabegeld schon mal vor und vor Schweißflecken wird angeekelt geflohen. Auch die Hitze, die nun einmal den Müll etwas zum „Riechen“ bringt und die Abwässer etwas Blubbern lässt, wird nicht angenehm empfunden.
Dafür gibt es in Japan pünktliche Züge – sei es kalt oder flüssigmachend-heiß. Getränke sind tatsächlich kalt ebenso wie Geschäfte und Restaurants zumeist gut klimatisiert sind. Die Izakaya lassen wir einmal sinngemäß aus – da gilt es: Je mehr Schweiß desto notwendiger ist das kühle Bier.
Aber auch das Schwitzen ist eine „Selbstverständlichkeit“ – man kann auch einfach nicht anders bei den tagtäglichen Temperaturen, die da drüben herrschen. Aber statt zu sagen „Wie kann der Mensch es nur wagen zu schwitzen“ wird das als menschlich angenommen – man sitzt ja im selben Boot. Außerdem würde man wohl Menschen, die nicht rotwangig, mit Fächer ausgestattet und feuchten Oberteil herumlaufen, etwas schräg von der Seite anschauen. Und etwas neidig.
Es zeigt einfach nur, wie gut es Japaner verstehen sich auf die Umwelt einzustellen und für sich Vorteile zu erzielen (Siehe Klimaanlage, Monster-Eis Kakigori, Sommeruniform oder kostenlose Fächer an jeder Ecke) und wie sehr es Bestandteil von der japanischen Kultur geworden ist. Dazu gibt es bald mehr.
Warum sich beschweren, wenn man die heiße und scheinbar unerträgliche Zeit auch genießen kann? Eis, Melone, Radler, Biergarten, See, Schwimmbad, Grillen, Open-Air-Konzerte… auch in Deutschland ist der Sommer die Wucht, wenn man mal das Nörgeln vergisst!