Auf der Seite reddit.com hat ein Bild einer Aktion in einer Bücherei das Aufsehen aller Bücherliebhaber geweckt. Den Büchereigängern werden Bücher angeboten, das ist nichts besonderes. Doch man weiß nicht welches Buch man sich holt, man lässt sich also auf ein Blind date mit einem Buch ein. Lediglich der Scan-Code auf derRückseite ist frei und auf der Vorderseite sind Hinweise auf den Inhalt zu finden – macht doch eh keiner? Derjenige, der das Bild online gestellt hat, musste sich einem fast leer geräumten Regal stellen – so gut kam diese Aktion an.
In Japan gibt es eine ähnliche Variante. Die größte Buchhandelskette Kinokuniya hat letztes Jahr eine Aktion organisiert gehabt, die sich „Hon no makura – ほんのまくら“ nannte und ebenfalls Bücher quasi ikognito den Käufern anbot. Der Unterschied hierbei erstmal: Die Leser kauften das Buch anstatt es auszuleihen. Das ist natürlich immer etwas riskanter, da man nie weiß was man gerade bezahlt hat.
Die Aufmachung der Bücher ist, anders wie im Bücherei-Beispiel, professioneller gestaltet worden. Natürlich, als Japans größte Buchladenkette sollte man schon auf ein gutes Auftreten achten. Das heißt jedoch nicht, dass per Hand geschriebene Emfpehlungen oder Hinweise nicht vorkommen – diese finden ihren Platz in einer besonderen Ecke: Empfehlungen der Buchhändler und „1 Thema – 3 Bücher“ versorgen die Käufer mit Insider-Wissen und Tipps.
Aber zurück zu „Hon no makura – ほんのまくら“. Hierbei hat sich Kinokuniya entschieden auf dem eigens dafür gemachten Umschlag die ersten Zeilen bzw. Absatz abzudrucken. So hat man einen kurzen Einblick in das Buch, kann eventuell den Stil abschätzen und die schon immer dagewesene Gewichtung des ersten Satzes eines Buches erhält eine neue Bedeutung. Ehrlich, welche Bücher würde man kaufen, wenn man nur den ersten Satz als Info hätte? Mir fällt gerade keines ein, oder… Moment.
Es liegt mir fern, die widerwärtigen Einzelheiten um den Wirt Sechsten Grades Tu näher zu beschreiben.
Die Insel der Mandarine, Barry Hughart
Der liebste Platz auf dieser Welt ist mir die Küche.
Kitchen, Banana Yoshimoto
Der Ursprung von der Aktion „Hon no makura – ほんのまくら“ liegt darin, dass das Cover oftmals vom eigentlichen Buch ablenkt. Vollständig unabhängig vom Titel oder Cover soll man jetzt sich rein mit dem Buch beschäftigen. Oftmals befasst man sich garnicht mehr mit dem, was ein Buch wirklich ausmacht, nämlich den Inhalt. Das Cover, der Autorenname, der Klappentext etc. lassen den wahren Inhalt des Buches in den Hintergrund rutschen. „Hon no makura – ほんのまくら“ heißt übersetzt „Das Kissen vom Buch“ was quasi bedeutet, dass all die Dinge um das Buch herum – Vorwort, Klappentext, Cover – das eigentliche Buch abschirmen, umgeben und schützen.
Daher heißt die Aktion auch genau das, was sie versucht haben zeitweilig zu eliminieren: Wir nehmen Autor, Titel, Vorwort, Klappentext und Cover weg und geben euch nur das Buch in seiner reinsten Form mit dem ersten Satz/Absatz. Nichts anderes würdet ihr auch kaufen, aber diesmal könnt ihr euch nicht ablenken lassen und euren Kopf auf dem Kissen ausruhen – jetzt muss sich der Leser mit der Materie Angesicht zu Angesicht auseinander setzen. Die reine Buchwahrheit, oder wie man das nennen kann. Es ist nicht ganz einfach es zu erklären, aber ich hoffe ihr versteht, was ich meine.
Dafür gab es auch ein tolles Plakat, das auf die Aktion hingewiesen hat. Das Logo von „Hon no makura“ ziert auch in Wasserzeichen-Form die Cover der Bücher – wirklich hübsch. Welche Bücher genau verkauft wurden, wie diese ausgewählt und ob man den Abverkauf fördern wollte, konnte ich nicht heraus finden. Dank Mona Sumi konnte ich erfahren, dass in den Zentralen in Tokyo im Sommer während dem 26.07.2012 und dem 16.09.2012 ca. 15.000 solcher Bücher verkauft wurden. Dank des großen Erfolges sind sie mit der „Hon no makura“-Aktion auch dann japanweit expandiert. Find ich toll. Ich hoffe, ich bekomme noch mehr Informationen, die ich euch dann mitteilen kann.
Solche Aktionen sind wunderbar. Und der Erfolg davon zeigt vor allem, dass man sich solche Aktionen wünscht! Egal ob in den USA oder in Japan, man möchte als Buchkäufer, der „noch“ im Laden einkaufen geht, auch mal etwas Besonderes haben. Ich würde sofort mitmachen und mich überraschen lassen. Dazu gehört natürlich auch Mut und Vertrauen in den Buchladen, aber beispielsweise hat sich Kinokuniya unter den Kunden einfach einen Namen gemacht. Sogar Haruki Murakami schreibt über Kinokuniya und deren Nonbook-Angebot hält sich in absoluten Grenzen.
Ein toller Service, das Gefühl als Kunde gewollt zu werden und ein klasse Angebot – mehr kann ich als Bücherkunde nicht wünschen. Also bietet es auch an liebe Buchläden!
Vielen Dank an Mona Suma von Kinokuniya für den Link und die Informationen! インフォメーションはありがとうございます!ほんのまくらフェアは本当にすばらしいだよ!ドイツでそういうものはまだまだなかったから紀伊国屋から勉強したいと思ってます。
Das Foto der Cover und das Poster stammen von Kinokuniya.
Pingback: Blind Date with a Book | Die Töchter Regalias·